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St. Ruprecht bei Völkermarkt

Völkermarkt hat, zum Leidwesen mancher seiner Bewohner und Bewohnerinnen, nach wie vor nicht gerade den Ruf einer national  toleranten Stadt. Sie trägt ja auch den Titel „Abstimmungsstadt“ zur Schau. Offensichtlich deswegen, weil der Markt, obwohl umgeben von slowenischer Bevölkerung, bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Vorreiter deutschnationaler Intoleranz war. Um dem entgegenzuwirken, hatte der Ciril-Metod-Schulverein bereits im Jahre 1910 eine Volksschule mit slowenischer Unterrichtssprache in St. Ruprecht gegründet. Die spätere Hauswirtschaftsschule in St. Ruprecht gibt es jedoch heute nicht mehr.

Angehörige von acht Nationalitäten

Im Sommer und im Herbst 1944 bemühte sich die Kärntner Gruppe der Abteilungen (bzw. nach der Reorganisation im September 1944 die Kärntner Abteilung), den Partisanenwiderstand in Richtung Saualm auszuweiten. Zu diesem Zweck überquerten mehrere Trupps unter großen Schwierigkeiten die Drau. Die Einheiten auf der Saualm wurden zur Aufnahmebasis für österreichische Antifaschisten, Deserteure aus der deutschen Wehrmacht, vor allem aber für Zwangsarbeiter, die sich den Kärntner Partisanen anschlossen. So kämpften auf der Saualm Angehörige acht verschiedener Nationalitäten gegen das Naziregime.

Umbettung der gefallenen Kämpfer für die Freiheit, 17. 11. 1946-foto: družinski arhiv Prušnik.
Bei der Umbettung anwesend: Dr. Luka Sienčnik, Dr. Franc Petek, Karl Prušnik-Gašper, Pavle Žaucer-Matjaž, Vinko Gröblacher. - foto: družinski arhiv Prušnik.


Wegen der Rede eingesperrt

Hier, in St. Ruprecht bei Völkermarkt, wurde von der slowenischen Befreiungsfront das größte Kärntner Partisanendenkmal errichtet und am 26. Oktober 1947 feierlich enthüllt. Anlässlich der Enthüllung sprach der damalige Sekretär des Gebietsausschusses der Befreiungsfront, Karel Prušnik-Gašper; er hielt unter anderem fest: „Das Denkmal soll das Symbol eines großen Werks in unserer Geschichte darstellen, eine Mahnung an uns und die folgenden Generationen, dass wir für immer aufgehört haben, Sklaven zu sein. Dieses Denkmal, das wir heute enthüllen, ist ein leuchtender Beweis, dass wir Kärntner Slowenen ein Teil der fortschrittlichen demokratischen Völker geworden sind, nachdem wir 1942 bewusst zu den Waffen gegriffen haben, um gegen die Fremdherrschaft zu kämpfen. Unser Ziel war ein gerechter Frieden, eine gerechte demokratische Ordnung, die völlige Liquidierung des Faschismus. Nie mehr sollte das geschehen, was der gesamten Menschheit so viel Leid gebracht hatte, nie mehr sollte der deutsche Imperialismus die Gelegenheit bekommen, kleinere Völker mit seiner grauenhaften Gewalttätigkeit unterjochen zu können.“
Wegen dieser Rede wurde Karel Prušnik-Gašper zu zwölf Monaten Haft verurteilt. Zum ersten Mal war er schon vor dem Krieg in Karlau eingesessen, und zwar vom Oktober 1935 bis Juli 1936 wegen des Versuchs, eine illegale slowenische Zeitung herauszugeben; zum zweiten Mal saß er von April bis Juli 1947 in Karlau, und zum dritten Mal eben wegen dieser Rede ab November 1947.

Das erste Denkmal in St. Ruprecht - foto: družinski arhiv Prušnik.

Bewegte Geschichte der Gedenkinsel

Im Jahre 1953 wurde dieses Denkmal, das an jene erinnert, die auch für die Befreiung Österreichs starben, gesprengt. Die Täter wurden nicht ausgeforscht, niemand wurde dafür zur Verantwortung gezogen. Vom künstlerich gestalteten Werk blieb nur der steinerne Untersatz mit der Aufschrift:

„Den um die Freiheit im Kampf gegen den Faschismus Gefallenen“.

Obwohl die österreichischen Behörden nach internationalen Bestimmungen verpflichtet sind, das Denkmal entsprechend seinem Original wiederherzustellen, wurde an die Stelle der früheren, etwa zwei Meter hohen Bronzeplastik zweier Partisanen und einer Partisanin lediglich eine gewöhnliche Urne auf den Stein gestellt. Österreich hat seine Verpflichtung nicht erfüllt. Die Trümmer der Plastik wurden von Mitgliedern des Kärntner Partisanenverbands in Eigenregie wieder zusammengesetzt; heute steht das Denkmal vor dem Peršman-Hof in Koprein-Petzen bei Eisenkappel.
Im Jahre 1992 wurde die Inschrift auf dem St. Ruprechter Denkmal vom Verband der Kärntner Partisanen inhaltlich und mehrsprachig ergänzt, und am 29. Oktober 2016 die Gedenkinsel in renovierter Form enthüllt. So gibt das Grabmal jetzt Zeugnis sowohl vom nationalen als auch internationalen Charakter des Kampfes gegen den Nationalsozialismus; auch hier, nördlich der Drau, hatten sich viele geflohene Zwangsarbeiter, vor allem aus der Sowjetunion, und Kriegsgefangene den Partisanen angeschlossen.

83 Kämpfer und Kämpferinnen sind hier begraben

Die in St. Ruprecht begrabenen Kämpfer sind größtenteils namentlich nicht bekannt. Lediglich über einige konnten folgende Angaben eruiert werden: Brdnik-Viktor (geboren 29. 6. 1921, gefallen 15. 12. 1944), Jože Drofelnik-Feliks (geboren 25. 8. 1925, gefallen 24. 10. 1944), Jožef Filip-Feliks (geboren 21. 3. 1924, gefallen 19. 11. 1944), Jožef Hermanko-Zvonko (geboren 15. 3. 1927, gefallen 26. 4. 1945), Ivan Juhant-Matija (gefallen 13. 3. 1945), Stanko Kotnik (gefallen 13. 3. 1945), Francka Logar-Nacesnikova (geboren 21. 9. 1920, gefallen 15. 11. 1945), Avgust Logar (geboren 1919, gefallen 6. 12. 1944), Jožef Mori (geboren 1. 2. 1926, gefallen 10. 11. 1944), Slavko Osojnik-Edi (geboren 24. 4. 1921, gefallen 9. 11. 1944), Hugo Osojnik-Filip (geboren 17. 7. 1924, gefallen 27. 4. 1945), Adolf Pisar (geboren 25. 5. 1923, gefallen 4 . 5. 1945), Franc Petrič-Februar (geboren 3. 3. 1921, gefallen 13. 3. 1945), Pavle Podričnik-Vinko (gefallen 13. 3. 1945), Mirko Slemnik (geboren 21. 5. 1925, gefallen 10. 8. 1944), Engelbert Vačovnik (geboren 12. 7. 1926, gefallen 13. 3. 1945), Avgust Vršnik-Matija, Kommissar des Nordkärntner Bataillons (gefallen 13. 3. 1945), Miha Roš-Polde (geboren 9. 9. 1912, gefallen am 6. 12. 1944 als Gruppenkommissar), Kommandeur Hesketh Prichard-Cahusac, Major, englischer alliierter Offizier.

Lage:
Wenn Sie aus Klagenfurt über die alte Bundesstraße kommen (Autobahnabfahrt Völkermarkt-West), liegen die Kirche und der Friedhof von St. Ruprecht auf der linken Seite etwas abseits der Straße. Hier finden sie die größte antifaschistische Gedenkinsel Südkärntens.