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Klagenfurt


Auf dem Klagenfurter Zentralfriedhof in Annabichl sind mehrere gefallene Partisanen und Opfer des nazistischen Terrors begraben. Im amtlichen Totenbuch dieses Friedhofs eingetragen sind die Namen lediglich zweier Partisanen. Es ist jedoch bekannt, dass die Nazis in den Gefängnissen Umgekommene heimlich und ohne Kennzeichnung begraben haben, um so die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen.
Von den Kärntner antifaschistischen Organisationen wurde den Opfern für ein freies Österreichs in den Jahren 1938 bis 1945 ein würdiges Denkmal errichtet. Auf Initiative von Memorial Kärnten-Koroška wird die künstlerisch unter anderem vom akademischen Maler Valentin Oman konzipierte Namensliste der NS-Opfer laufend erweitert, unter anderem um die Namen vieler sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, die zu tausenden in den deutschen Gefängnissen und Lagern auf Kärntner Boden gestorben sind.

Die Drau als Haupthindernis

Kärnten ist geographisch eine sehr gegliederte Landschaft. Im Süden erschwerten vor allem die Karawanken die Ausweitung des antifaschistischen Widerstands; das Bergmassiv ist nämlich von gut ausgebauten Straßen durchzogen, die Landschaft in mehrere Teile geteilt. Durch die Ebene, die ein sehr enges Operationsgebiet darstellt, fließt die breite Drau. Dieser Fluss behinderte die Bewegungen der Partisaneneinheiten in Kärnten in unvergleichlich höherem Ausmaß als die Karawanken. Um die Kampfzone politisch und militärisch auszuweiten, war aber ein Vordringen auf das nördliche Ufer der Drau unbedingt notwendig. daher wurde dieses große natürliche Hindernis schon im Jahre 1943 zur Legende bei allen Kärntner Partisanen. Zu den Pionieren der Befreiungsbewegung im westlichen Teil Kärntens und des Vorstoßes nach Klagenfurt zählt Matija Verdnik-Tomaž.

Matija Verdnik-Tomaž - foto: Gornjesavski muzej Jesenice


Enge Kontakte der OF mit der KPÖ

Matija Verdnik-Tomaž stellte unter anderem auch enge Kontakte zu den österreichischen Antifaschisten in Villach, Klagenfurt, Graz und anderswo her. Bereits Mitte Januar 1944 kam es zu einem Treffen von Vertretern der KPÖ (Andreas und Emil) und Vertretern der Befreiungsfront (Matija Verdnik-Tomaž und Dušan Pirjevec-Ahac). Die Besprechung ergab in allen wesentlichen Fragen einheitliche Standpunkte: Orientierung auf den gemeinsamen bewaffneten Kampf gegen denselben Feind, Organisierung einer der slowenischen Befreiungsfront ähnlichen Organisation in Kärnten, nämlich der Österreichischen Freiheitsfront, sowie die Organisierung eines Kontaktkomitees zur Koordinierung der Tätigkeit. Da Tomaž Anfang Februar fiel, nahmen an der Folgebesprechung, die in Klagenfurt stattfand, Ahac und Stanislav Runka-Mišo teil. Sie wurden dort einige Wochen hindurch von Antifaschisten beherbergt.
Mitte März 1944 überquerte eine 15 Mann starke Partisanengruppe die Drau. Bereits am Tag darauf überfiel sie die Polizeistation in Ludmannsdorf und erbeutete an die 30 Gewehre, ein Maschinengewehr, mehrere Pistolen und Bomben, viel Munition, außerdem etliche Lebensmittel, Stoff, Kleidung, Schuhwerk und Büroartikel. Die Dorfwache ließ sich sofort entwaffnen, einige Deutsche fielen.
Die Aktionen der Partisanen wurden seitens der Deutschen mit einer Offensive im Gebiet zwischen der Drau und dem Wörthersee beantwortet. 1.500 SS-ler und Soldaten waren daran beteiligt. Obwohl sich die Razzia fast einen Monat lang hinzog, erreichte sie ihr Ziel nicht. Nach Beendigung der Offensive setzten die Partisanen die politische und militärische Tätigkeit fort. Die Gruppe wuchs bis zum Herbst auf über hundert Personen und zur Bataillonsstärke an. Anfang Juni 1944 verbreiterten sich die von den politischen Aktivisten und Aktivistinnen gesponnenen politischen Verbindungen nach Reifnitz und Velden in Richtung Nordwesten sowie nach Klagenfurt in Richtung Norden. Vor allem Klagenfurt war das Ziel aller politischen Pläne.

Majda Vrhovnik-Lojzka

Im Oktober 1944 wurde Majda Vrhovnik-Lojzka von der slowenischen Befreiungsfront gemeinsam mit Ivica Pirjevec ans nördliche Ufer der Drau, ins Sattnitzgebiet und nach Klagenfurt geschickt, um dort die nationale Befreiungsbewegung zu organisieren und zu beleben. Lojzka nahm diese Aufgabe mit Enthusiasmus an. Weil sie die Adressen einiger bewusster und verlässlicher Klagenfurter Familien besaß, gelang es ihr bald, erste Verbindungen mit anderen Familien aufzunehmen, Ausschüsse der Befreiungsfront zu organisieren, die schriftliche Agitation der Partisanen zu verbreiten sowie einen Nachrichtendienst einzurichten.
Aber die Deutschen in Klagenfurt spürten recht bald ihre Anwesenheit und ihre Aktivität und wollten sie unbedingt fassen. Weil sich unter die Aktivisten der Befreiungsfront auch Konfidenten eingeschlichen hatten, war es der Polizei möglich, mehrere Mitarbeiter der nationalen Befreiungsbewegung festzunehmen. Das war ein schwerer Schlag für die schon errichtete politische Organisation in Klagenfurt. Lojzka entzog sich den Nazis mit ständigen Wohnungswechseln. Als die Gefahr zunahm, entdeckt zu werden, kehrte sie in ihre Gruppe in der Nähe von Klagenfurt zurück. Sie erneuerte die Verbindungen in die Stadt und hielt sich öfter auch selbst dort auf. Am 28. Februar 1945 wurde sie von der Gestapo in einem Haus am Kreuzbergl in Klagenfurt entdeckt.
Von der Brutalität, mit der die Gestapo Lojzka behandelte, und von ihrem heroischen Schweigen wurde unter allen Häftlingen der  Klagenfurter Gefängnisse gesprochen - davon berichteten einige ehemalige Häftlinge; am erschütterndsten aber ist die Aussage von Danica Mrak-Bem, die im Frühjahr 1945 in Klagenfurt mit Lojzka gemeinsam im Gefängnis saß. Die Genossinnen im Gefängnis wussten, dass Lojzka trotz bestialischer Folter kein einziges Wort verriet. Sie wurde mit Stöcken und Gummiknüppeln geschlagen, man brach ihr die Finger, zog ihr die Nägel, warf sie gefesselt auf die Tische. Wenn sie bewusstlos wurde, übergoss man sie so lange mit Wasser, bis sie wieder zu sich kam, und folterte sie dann wieder. Dies ging einige Tage hindurch so. Ihr Körper war eine einzige Wunde. Zum Schluss war sie schon so erschöpft, dass sie tagelang bewusstlos blieb.
Die Mitgefangenen fürchteten um ihr Leben. Löffelweise flößten sie ihr Nahrung ein und pflegten sie wie ein Kind. Vergeblich baten sie die Gestapo, sie ins Krankenhaus zu bringen. Wenn sie zu sich kam, sang sie Partisanenlieder oder slowenische Volkslieder und hob so die Moral der anderen Häftlinge.
Zwischen dem 5. und 6. Mai 1945 wurden alle weiblichen Gefangenen (ungefähr 600) freigelassen - Lojzka allerdings war nicht mehr darunter. Sie war am 4. Mai, zwischen zehn und elf Uhr, aus der Zelle 20 herausgeführt worden. Sie musste die Kleidung, in der sie gefasst wurde, anziehen. Danach wurde sie nach den Aussagen einer Radsberger Bäuerin, die Lojzka gekannt hatte, von zwei Gestapomännern (ihre Namen sind bekannt), abgeführt und in einem Wald in der Nähe von Klagenfurt ermordet und vergraben. Ihr Grab wurde nach dem Krieg vergeblich gesucht. Im Jahr 1951 wurde sie zur Volksheldin ernannt. Am 12. 5. 2012 veranstaltete das Interkulturelle Center Volkshaus/Ljudski dom (IKUC) in der Klagenfurter Messehalle 5 ein „Konzert für Majda“ mit dem Triester Partisanenchor, und 2018 wurden dem Gedenkbeirat der Stadt Klagenfurt Angaben zu Majda mit dem Vorschlag übermittelt, sie bei der nächsten Stolperstein-Aktion zu würdigen.

„Koncert za Majdo“ - foto: ikuc
Nur zwei Namen im offiziellen Totenbuch

Im Totenbuch des Klagenfurter Zentralfriedhofs Annabichl sind die Namen von lediglich zwei Partisanen vermerkt, die zunächst in derselben Reihe Nummer 26, Gebiet I, Grab 2 und 8 begraben waren. Im ersten Grab lagen die sterblichen Überreste des Jurij Ravnik aus Bled. Bis zum Jahre 1965 stand folgende Aufschrift auf seinem Kreuz:

Georg Ravnik - 27. 10. 1943.

Erst später wurde bekannt, dass der gefallene Kämpfer den Partisanennamen Sašo trug und dass er in einem Kampf in Greuth ober Maria Elend gefallen war. Jurij Ravnik wurde am 21. Oktober 1922 geboren. Ins Matschacher Gebiet kam er mit dem später gefallenen Kämpfer Ludvik Primožič-Milan. Auf Ravniks Grab wurde ein schönes steinernes Denkmal aufgestellt, mit der Inschrift in beiden Landessprachen:

Dem gefallenen Partisanen
Jurij Ravnik-Sašo, 22. X. 1922 - 26. X. 1943

Im zweiten Grab (Nummer 8) ruhte der Erstkämpfer Janez Županc-Johan aus Eriach. Am ursprünglichen Grabstein stand eingemeißelt:

Slava!
Janez Županc, erster Kärntner Partisan
4.IV.1915 - 14.X.1943.
Gefallen für die Freiheit der Heimat in St. Margareten im Rosental

Nach der teilweisen Umorganisierung des Klagenfurter Friedhofs im Jahre 1980 wurden beide Gräber umgeschichtet; die Grabsteine der gefallenen Kämpfer stehen nun nebeneinander, und zwar im XII. Gebiet in der Mitte.
Zorko Zdovc, geboren am 22. Februar 1918 in Podgorje bei Slovenj Gradec, wurde am 8. Dezember 1943 im Kampf mit den Deutschen schwer verwundet und gefangengenommen. Er erlag im Klagenfurter  Krankenhaus seinen Verletzungen und wurde auf dem Stadtfriedhof beerdigt. Im Jahre 1980 wurde von seinen Angehörigen in Kotlje in Slowenien ein neues Grab für ihn errichtet.

Lage:
Der Friedhof Klagenfurt-Annabichl liegt etwas außerhalb des Stadtkernes von Klagenfurt, auf der rechten Straßenseite, wenn Sie in Richtung St. Veit an der Glan fahren; und zwar auf gleicher Höhe wie die Abzweigung zum Flughafen Klagenfurt.