ZKP
sl

Ferlach

Auch als Ende April 1945 bereits feststand, dass die Deutschen ihren Abzug aus Slowenien vorbereiteten, waren die slowenischen Kollaborateure nicht bereit, sich gegen die Deutschen zu erheben. Sie beschlossen, mit den Deutschen über die Machtübergabe zu verhandeln, was aber diese ablehnten...
Obwohl Rösener am 5. Mai die Verwaltung von Gorenjsko Leon Rupnik übertrug und Rupnik die Verwaltung dem Nationalausschuss übergab, der Ende Dezember von den konservativen Politikern formal gegründet worden war, suchten die slowenischen „Weißen“ ihr Heil in der Flucht nach Kärnten: unter deutschem Kommando.
Die Flucht in Richtung Karawanken wurde zum Fiasko. Über Jesenice führte kein Weg mehr, auch ein Ausweichen nach Solčava war unmöglich, weil die 15. Stoßdivision der Jugoslawischen Volksarmee das ganze Gebiet zwischen Domžale, Kamnik und den Kamnik-Alpen eingenommen hatte. Gleichzeitig wurden die Weißen von der 29. Kampfdivision aus Herzegowina von Ljubljana aus verfolgt. Diese hatte am 10. Mai Škofja Loka und Kranj befreit und den Flüchtenden bei Tržič arg zugesetzt. An den Abhängen der Dobrča und Kriška gora versuchten die slowenischen Heimwehr- und die SS-Einheiten am 11. Mai die Herzegowiner noch zurückzuhalten, aber sie wurden bis zum Nachmittag schon bis Sv. Ana unter dem Loiblpass zurückgedrängt und stark beschossen.

Pakt zwischen SS und slowenischer Heimwehr

Schon vorher entstand am Loiblpass ein heilloses Durcheinander. SS-Einheiten bewachten den Tunneldurchgang und ließen nur eigene Leute und Fahrzeuge passieren. Die Bračič-Brigade und zwei Bataillone der Kärntner Abteilung erhielten den Befehl, den Übergang über die Drau unter allen Umständen zu sichern und alle Feinde abzufangen, die vom Loiblpass in Richtung Ferlach drängten. Unter diesen befanden sich SS-Einheiten, Heimwehr-Einheiten, Ustaša, Angehörige der Wlassow-Armee und Četniks verschiedener Farben. Die ersten, die auf die Kärntner Abteilung und die Bračič-Brigade stießen, waren die SS-Regimenter, und sie  legten auch als erste die Waffen nieder. Das gefiel der Heimwehr-Führung gar nicht. Der SS-General Erwin Rösener und der Heimwehrkommandant Franc Krener beschlossen am 10. Mai 1945 unter dem Mali Ljubelj, die Stellungen der Bračič-Brigade und der Kärntner Abteilung gemeinsam anzugreifen, um Ferlach und die beiden Hollenburger Brücken über die Drau einzunehmen.
Noch am selben Abend kam es zu den ersten Kämpfen. Sie dauerten drei Stunden, brachten jedoch den SS- und den Heimwehr-Einheiten keinen Erfolg, sondern nur viele Opfer. Wahrscheinlich hatte dieses Gefecht den Zweck, die Stellungen und die Stärke des Feindes festzustellen. In der Nacht beruhigten sich die Kämpfe, und weitere deutsche Einheiten ergaben sich, allerdings nur zaghaft. Gleichzeitig versuchten die Besiegten, den Übergang über die Hollenburgbrücke durch Verhandlungen zu erreichen. Auf deutscher Seite herrschte verdächtige Stille, die nichts Gutes verhieß, sondern auf Kampfvorbereitungen schließen ließ.

17 Panzer und zwei Heimwehr-Stoßbataillone

Die Entwaffnung deutscher Einheiten dauerte noch bis 10 Uhr des 11. Mai 1945 an, aber sie ging nur langsam voran. Kurz nach zwölf Uhr verweigerte eine größere Kolonne die Auslieferung der Waffen, und diesen Streit nützten die Deutschen und die slowenische Heimwehr für einen massiven Überfall von den Gipfeln ober Ferlach. Siebzehn Panzer und zwei Stoßbataillone der Heimwehr rückten in Richtung Ferlach vor. Der Artilleriebeschuss hatte verheerende Folgen. Die Erde brannte von den Granaten. Es stellte sich bald heraus, dass vor allem Ferlach eingenommen werden sollte, denn das Feuer der Maschinengewehre und Minenwerfer aus der Stadt und den nahen Stellungen erschwerte den Zugang zur Brücke.
Am schlimmsten erging es dem 1. Bataillon der Bračič-Brigade und jenem österreichischen Bataillon, das im März 1945 in Windisch Bleiberg aus deutschen Soldaten formiert worden war, die freiwillig zu den Partisanen übergegangen waren, sowie jenen Gruppen von Kämpfern, die mit der Entwaffnung des Feindes beschäftigt waren oder sich ohne Deckung auf der Brücke befanden. Diese Kämpfer sind einfach verschwunden, niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist.
Dennoch erreichten die Kollaborateure ihr Ziel, in britische statt in jugoslawische Gefangenschaft zu gelangen, nicht in gewünschtem Ausmaß. Die Briten, die anfangs nicht in die Kämpfe auf Seite der Partisanen bzw. der Jugoslawischen Volksarmee eingreifen wollten, entschlossen sich letztlich doch, bei der Entwaffnung der feindlichen Einheiten zu helfen.
Auf der Strecke zwischen der Brücke bis zur Hollenburg hinauf ergaben sich die Angehörigen der SS und der slowenischen Heimwehr, sowie anderer Quisling-Einheiten den Briten und der Jugoslawischen Volksarmee noch am 12. und 13. Mai 1945. In den Ferlacher Kämpfen fielen an die 180 Partisanen bzw. Angehörige der Volksarmee - also zu einem Zeitpunkt, als auf den europäischen Schlachtfeldern schon Ruhe herrschte.

Denkmal für 49 Partisanen

In Ferlach wurde zunächst eine große, 12 Meter lange Grabstätte für die gefallenen Partisanen auf dem alten Ferlacher Friedhof angelegt. Als die Gemeinde beschloss, den alten Stadtfriedhof aufzulassen, entschloss sich der Verband der Kärntner Partisanen am 30. April 1959, eine entsprechende Partisanengrabstätte auf dem neuen Friedhof zu errichten und alle 49 gefallenen Partisanen dorthin zu verlegen. An einem parkähnlichen Ort wurde außer einer zentralen, künstlerisch geformten schmiedeeisernen Gedenkstätte neben dem Partisanendenkmal auch ein Denkmal für die anderen Opfer errichtet, die für die Freiheit Österreichs gefallen sind.
Das Partisanendenkmal über der Grabstätte ist ein liegender Quader mit einer stilisierten Figur in Relief. Der steinerne Sockel trägt folgende Inschrift:

Padlim partizanom. 1941—1945. Den gefallenen Partisanen.
Štefan Trbovšek, Jože Cigovc, Anton Bohorič, Gustl
Osenk, Rudolf Toplak in partizan Miloš.
42 neznanih partizanov. 42 unbekannte Partisanen.

Zum Großteil waren die hier beerdigten Partisanen Angehörige der Bračič-Brigade, gefallen in den Kämpfen mit deutschen, weißgardistischen und Ustascha-Einheiten in den Tagen vom 9. bis zum 14. Mai 1945, als diese sich aus Jugoslawien zurückzogen. Viele der getöteten Partisanen wurden vom Feind in die Drau geworfen; von diesen fehlt jegliche Spur. Štefan Trbovšek-Zdravko, Politkommissar, stammte aus Ravne na Koroškem, Anton Bohorič aus Tržič, der Partisan Miloš und der Mineur Gustl Osenk aus Kranj, Jožef Cigovc und Stefan Rus aus Ferlach. Ein Teil der gefallenen Kämpfer (22 an der Zahl) wurde im Herbst 1946 aus einzelnen Gräbern in den Dörfern und Wäldern um Ferlach hierher umgebettet. Der Dechant Košir sagte bei der Beerdigung unter anderem: „Das Leben für die Freiheit anderer aufs Spiel zu setzen ist das größte Opfer, das ein Erdenbürger bringen kann.“

Lage:
Der Friedhof liegt etwas außerhalb des Stadtkerns von Ferlach. auf der rechten Straßenseite, in Richtung St. Margareten im Rosental.